Bericht zur Städtewanderung in Öhringen am 16.3.2025

Städtewanderung in der Hohenlohe Residenzstadt Öhringen

 

Klein aber fein, unter diesem Motto war die Städtewandergruppe des Bürgertreffs zusammen mit der Ortsgruppe Enzweihingen des Schwäbischen Albvereins in die ehemalige Residenz der Hohenloher Fürsten gefahren.  Nach der Ankunft am Hauptbahnhof Öhringen machte Volker König die 26köpfige Gruppe mit der Geschichte der Stadt bekannt. Von der mehr als 8000 Jahre währenden Siedlungsgeschichte zeugen Funde von den Bandkeramikern bis hin zu den Menschen der Jungsteinzeit. In der Phase von 2.500 vor Christus bis hin zu der Zeitenwende sind keine Siedlungsreste gefunden worden. Nach dem sich die ca 2.000 römischen Legionäre gegen Ende des 3.Jahrhunderts aufgrund der Alamannenangriffe zurück gezogen hatten, verfiel die Besiedlung. Erst im frühen Mittelalter kam es wieder zu nachweisbarer Besiedlung. Öhringen wurde dann wegen seiner verkehrsgünstigen Lage zu einer wohlhabenden Stadt und zur Residenz der Fürstenfamilie der Hohenloher. Mit der Verlegung des Kreissitzes 1973 reduzierte sich die politische Bedeutung der Stadt, Künzelsau wurde damals Kreisstadt. Der erste Punkt der Wanderung war das Wygang-Museum, einem bedeutenden stadt- und volkskundlichen Museum. Die Sammlung beherbergt neben Zinngeräten, unter anderem auch Zinnsoldaten, auch Zeugnisse der Zeitgeschichte, beginnend mit der römischen Zeit, über das Barock bis zur Biedermeierzeit. Weiter ging es durch die Karlsvorstadt. Der Stadtteil wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts für die Beamten der Residenz und wohlhabende Handwerker im klassizistischem Stil erbaut wurde. Das anschließende  Obere Tor wurde zusammen mit der Karlsvorstadt gebaut. Aufgrund des stärker werdenden Verkehrs wurden aber bereits 1835 die eisernen Torflügel ausgebaut. 1955 kamen die Fußgängerdurchgänge hinzu und in den 1970iger Jahren wurde die davor liegende „Löwenkreuzung“ so für den Verkehr umgebaut, dass der charakteristische Stil der angrenzenden Karlsvorstadt verloren ging. Das nächste Ziel war das Museum Pflaumer, ein Werkstattgebäude das seit 1992 als Museum für die handwerkliche Metallbearbeitung dient. Ein geschickter Handwerker könnte hier mit den vorhandenen alten bis uralten Maschinen sofort wieder einen Betrieb starten. Durch die Kirchbrunnengasse führte der Weg zum Marktplatz. Hier liegen die bedeutendsten Gebäude der Stadt direkt nebeneinander: Die Stiftskirche und das Residenzschloss mit dem „neuen“ Rathaus. Bei der Stiftskirche handelt es sich um eine spätgotische dreischiffige Hallenkirche mit zwei ca. 55 m hohen Türmen: dem Blasturm, mit einem Umgang zur Ausschau nach Feuer und Feinden, und dem Glockenturm für die 4 großen Glocken. In der Krypta der Kirche befindet sich die Grablege des Fürstengeschlechts der Hohenloher und der Mutter des Kaisers Konrad II, Gräfin Adelheid. Der Hochaltar im Chor der Kirche ist ein kunstvoll geschnitzter Altar, die größte Kostbarkeit der Stiftskirche. Um 1498 wurde der Altar von einem unbekannten Meister geschaffen und stellt Maria auf einer Mondsichel und die 4 Patrone der Kirche, Petrus, Paulus, Hieronymus und Veit dar. Das der Kirche gegenüberliegende Residenzschloss beherbergt heute das „neue“ Rathaus und die „Guten Stuben“ der Stadt. Es wurde zwischen 1611 und 1616 anstelle der Chorherrenhäuser erbaut und in der folgenden Zeit mehrfach erweitert und ausgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dann die heute noch erhaltenen Rokoko-Räume eingerichtet. 1961 wurde der Schlosskomplex von der Stadt gekauft und zum heutigen Verwaltungssitz umgebaut. Durch einen Durchlass im Schloss führte der Weg in den Hofgarten mit dem Hofgartentheater und der Kulturvilla. Der Hofgarten ist seit 300 Jahren die Grüne Lunge der Stadt und wurde zuletzt im Rahmen der Landesgartenschau  2016 umgestaltet. Das Theater und die Kulturvilla entstanden im 18. Jahrhundert. Die Nutzung wechselte von einer Orangerie zum Theater und Lusthaus hin zum heutigen Bürgerhaus. An der Ohrn entlang wanderte die Gruppe dann in die Altstadt. Hier war die Spitalkirche aus dem 14. Jahrhundert mit ihrer wechselvollen Geschichte das erste Ziel. Die Konfessionszugehörigkeit der Kirche wurde mehrfach gewechselt, aktuell nutzt die griechisch Orthodoxe Kirche die Räume. Weiter ging es zu den noch vorhanden mittelalterlichen Türmen der Stadt, dem Storchennest, dem Malefizturm und dem ‚Göckelesturm‘ auch „Kesslerturm. Im Göckelesturm waren früher die Gefängnisräume der Stadt untergebracht. Entlang dem Ufer der Ohrn ging zum „Alten Rathaus“, einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert. Die großen Tore dienten als Durchgang zu einer offenen Markthalle. Im zweiten Obergeschoss liegen die Amtsräume aus der Zeit des Renaissance, die heute als Stadtbücherei genutzt werden. Kurz vor Ende der rund 
5 Kilometer langen Wanderung präsentierte sich der Hamballe-Brunnen den Wandernden, eine liebenswerte Figur der Stadt, die trotz Regen weiter die Blumen gießt. Mit „Hamballe“ werden Personen  bezeichnet, die einfach etwas vom Mainstream abweichen und ihr eigenes Ziel verfolgen. In der Faschingszeit gibt es dazu in Öhringen eine Hamballe-Zeitung, die die Geschehnisse der Stadt auf die Schippe nimmt. Als letzte Ziele standen die Stadtmauer mit der noch vorhandenen Pechnase und das Gelbe Schlössle auf dem Plan.

Text: Volker König

Foto: Volker König