Bericht zum Wanderwochenende im Oberen Donautal vom 1.- 4.Mai 2025

Was macht man am 1. Mai, das ist die große Frage. Ich hätte mit meinen Paddelkameraden auf dem Neckar paddeln können oder eine schöne Radtour machen. Nein, ich habe mich für das Wandern im Oberen Donautal mit dem Schwäbischen Albverein Ortsgruppe Enzweihingen unter Leitung von Bernhard Link entschieden. Ich war nämlich Ende 2024 schon mal dort mit dem Rad und war total begeistert von der schönen Landschaft und wollte alles mal aus einer anderen Perspektive sehen.

So trafen sich am 1. Mai 20 WanderInnen am Vaihinger Bahnhof mit Wanderschuhen, Wanderstöcken und Gepäck für 4 Tage. Menschen und Gepäck wurden in 2 Kleinbussen und 2 Privat PKWs verteilt und wir starteten nach Fridingen an der Donau. Dort fanden wir Platz in 2 Hotels und trafen uns nach einer kleinen Pause zum Wandern wieder.

Wir marschierten in Fridingen los, besichtigten schon mal die ersten Sehenswürdigkeiten der Altstadt und überquerten die Donau über die schöne Holzbrücke. Dann ging es bald steil aufwärts auf dem Bergsteig. Die Schweißperlen flossen nicht nur von der Anstrengung sondern auch durch Sonne von oben. Die ersten Zweifel kamen auf, ob das wohl die richtige Entscheidung war, im Donautal zu wandern. Aber oben angekommen am Aussichtspunkt Risifels war alles vergessen und wir genossen die schöne Aussicht auf Fridingen und die Donau. Dann ging es auf Waldwegen und im Schatten weiter bis zur Wallfahrtskirche Maria Hilf. Der Hauptturm erstrahlte in zartem Rosa, der Großteil war aber eine restaurierte Ruine. Es gab sehr viele Sitzmöglichkeiten, ideal für einen Gottesdienst im Grünen, die wir für eine Vesperpause nutzten. Dann ging es weiter und es gab immer wieder schöne Ausblicke auf das Donautal. Ganz unten sah ich den Donauradweg, der sich an der Donau entlang schlängelte und Erinnerungen an meine Radtour kamen auf. Wir passierten Alt-Fridingen, eine verlassene mittelalterliche Stadt, von der nur noch Reste vorhanden waren. Dann ging es wieder steil bergab, mit Stöcken und gegenseitiger Hilfe kamen wir wieder gut im Tal an. Bilanz des 1. Tages: 11 km und 355 Höhenmeter, 3 Stunden Gehzeit. Wir hatten uns alle eine Dusche verdient und wir freuten uns auf das Abendessen. Dazu fuhren wir mit dem Auto zum Berghaus Knopfmacher.

Am 2. Mai liefen wir wieder von Fridingen los und es ging gleich steil bergauf zum Knopfmacherfelsen. Ich war wieder mal kurz vor dem Aufgeben, schwitzend und schnaufend kam ich oben an. Aber die spektakuläre Aussicht entschädigte für alle Mühen. In der Ferne sah man Kloster Beuron, gegenüber Schloss Bronnen. Wir waren begeistert von den vielen Grüntönen, dem Blau der Donau und schossen viele Bilder bei schönstem Sonnenschein. Auf dem Höhenweg Donauwellen ging es weiter, Bernhard zeigte uns viele Pflanzen am Wegrand, auch farbenprächtige Orchideen, die Wiesen waren gelb von Schlüsselblumen. An einem weiteren schönen Aussichtpunkt legten wir eine Vesperpause ein. Auf dem Rückweg kamen wir an der Kapelle Maria Hilf vorbei. Dann ging es wieder stetig bergab bis zur Donau. Am Donauradweg informierten wir uns über die Donauversickerung und legten den letzten Kilometer nach Fridingen zurück. Bilanz des 2. Tages: 10 km, 329 Höhenmeter und 3h  reine Gehzeit. Im Hotel ging es unter die Dusche. Erfrischt trafen wir uns wieder, um mit dem Auto nach Neuhausen ob Eck zu fahren. Dort erwartete uns eine Führung durch das Freilichtmuseum. Das Museumsdorf mit seinen 25 Gebäuden lässt die Vergangenheit auf besondere Art aufleben. Wir erfuhren wie die Menschen in den ländlichen Regionen der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und am Bodensee früher gelebt haben. Ein Highlight war das Kaufhaus Pfeiffer, ein Tante Emma Laden aus alter Zeit samt Schneiderei und das Schulhaus mit Lehrerwohnung und Lehrerfahrrad. Mit einem Kaffee oder Eis im Gasthaus Ochsen und einem leckeren Abendessen in Fridingen klang der 2. Tag aus.

Die ersten beiden Tage waren so schön und voll von Eindrücken, dass ich mir keine Steigerung vorstellen konnte. Aber es kam noch besser. Wir fuhren zum Fürstlichen Park Inzigkofen. Die Fürstin Amalie Zephyrine hat dieses 25 Hektar große Parkgelände veranlasst und wird seit Jahren in ehrenamtlicher Arbeit durch die Mitglieder der Ortsgruppe Inzigkofen des Schwäbischen Albvereins betreut. Der Amalienfelsen, der 28,6m über dem Wasserspiegel der Donau aufragt, erinnert an die Gründerin. Wir laufen über die Teufelsbrücke, die die Schlucht, die 19,5m tiefe „Höll“ überquert. Natürlich geht es wieder bergauf, um vom Känzele einen besonderen Panormablick zu genießen. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Ruine Gebrochen Gutenstein. Der Weg führt über Treppen auf und ab und unter Felsüberhängen hindurch, sehenswert sind die Inzigkofer Grotten und das Felsdach Inzigkofen. Unter dem Zigeunerfelsen machen wir Mittagsrast. Wieder aufwärts geht es am erratischen Block vorbei und am gespaltenen Fels. Mein persönliches Highlight kommt ganz am Schluss, die Hängebrücke über die Donau. Nach 10 km, 307 Höhenmetern und 3 h Gehzeit sind wir alle platt von den vielen Eindrücken und der körperlichen Anstrengung. Aber der Tag ist noch nicht zu Ende. Auf der Rückfahrt machen wir in Meßkirch Halt und werden durch die Mittelalterbaustelle Campus Galli geführt. Dankbar nehme ich jede Sitzgelegenheit an, um dem gewandeten Baustellenführer zu lauschen. Er erzählt uns, dass hier eine Klosteranlage  auf Grundlage des St. Gallener Klosterplans entsteht. Handwerker und Ehrenamtliche arbeiten mit Mitteln des 9. Jhd, Holzbalken werden mit Äxten behauen. Alles muss von Hand gemacht werden, alles ist mühsamer, geht langsamer als heutzutage. Gewänder werden von Hand genäht, Körbe geflochten, Steine behauen. Es gibt u.a. ein Hühnerpalast, eine Kirche, ein Glockenturm, ein Friedhof und Gärten. Besonders hat mich die Latrine mit einem Donnerbalken beeindruckt. Clopapier gab es nicht, in einem Körbchen findet sich Moos und anderes Pflanzenmaterial als Ersatz. Erschöpft gehen wir wieder zum Auto und sehnen uns nach einer Dusche und einfach die Glieder auf dem Bett ausstrecken bevor wir zum Abendessen gehen.

Beim Abendessen beschließen wir, dass wir den letzten Tag ruhig angehen lassen. Der Wetterbericht kündet Regen und Kälte an, so dass wir die geplante Wanderung durch einen Spaziergang ersetzen wollen. Nachdem die Koffer gepackt und verladen sind, fahren wir zum Kloster Beuron. Wir flüchten vor dem Regen in die Benediktiner Erzabtei St. Martin. Mit Schirm und Regenjacke wollen wir zur Kapelle St. Maurus laufen und zwar auf dem Radweg. Hier bin ich letztes Jahr geradelt, ich erinnere mich an die Eisenbahnbrücke, an die beeindruckenden Felsenformationen, an den Blick zur Burg Wildenstein. Jetzt schauen wir zu den Felsen hoch. An der Kapelle fängt der Regen richtig an, also Stöcke einpacken und Schirm aufspannen. Wer keinen Schirm hat, wird bis auf die Unterwäsche eingeweicht. Wir entscheiden uns dazu umzukehren, manche nehmen den gleichen Weg zurück, andere den Wildpfad, ein äußerst romantischer Wanderweg entlang der Donau voll von Überraschungen und Naturschönheiten, unter anderem 2 Tunnel. Die Bäume halten den Regen etwas ab, aber wir sind sowieso schon ganz nass. Am Auto angekommen, es waren dann doch 9 km und 160 Höhenmeter, legen wir uns trocken und fahren zur Burg Wildenstein, die heute als Jugendherberge genutzt wird. Dort bestellen wir uns einen Tee zum Aufwärmen und etwas Warmes zum Essen.

Nach 4 Tagen im Oberen Donautal geht es erfüllt wieder nach Hause. Ein Glück, dass ich nicht Auto fahren musste, mir fielen die Augen zu. Zugegeben, es war anstrengend, zumal meine Stärke das Radfahren ist und nicht das Wandern, aber ich bereue nichts. Die Landschaft ist atemberaubend und jede Anstrengung wert. Mein Dank geht an Bernhard Link fürs Organisieren, Erklären und Verantwortung tragen und an die Fahrer, die uns sicher kutschiert haben und an alle MitwanderInnen, die durch ihr Mittun zu einer gelungenen Wanderfreizeit beigetragen haben.

Eure von der Donau begeisterte

Brigitte

Text: Brigitte Petermann

Bilder: Brigitte Petermann