Die Städtewanderer des Bürgertreffs Vaihingen und der Ortsgruppe Enzweihingen des Schwäbischen Albvereins hatten am letzten Sonntag im Februar zu einer Wanderung durch die Kurstadt Baden-Baden eingeladen. Unter der Leitung von Christine Jeitner wurde auf einem Rundkurs die Stadt erwandert und die Mitwandernden trugen an verschiedenen Objekten die von ihnen ausgearbeiteten Informationen vor. Mit Bus und Bahn erreichten die Wandernden den Baden-Badener Augusta-Platz. Der Frühling begrüßte hier und in den Kuranlagen die Gruppe, bunte Krokusse, Blausternchen und gelbe Narzissen blühten um die Wette. Vor dem Start stellte Christine Jeitner die Stadt und ihre fast 2000jährige Geschichte vor. Ab dem Jahr 70 ist die Nutzung der Thermalquellen durch Berichte der Römer über ein Militärlager und die Siedlung Aquae Aureliae dokumentiert. Von den Zähringern, gleichzeitig Markgrafen von Baden, wurde der bis dahin schlicht Baden genannten Siedlung um 1250 das Stadtrecht verliehen und dann “Baden in Baden” genannt. Ab 1306 wurden die Thermalquellen als Heilquellen durch den Markgraf Friedrich II., Namensgeber für das heute bestehende Friedrichs-Bad, erlaubt. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Stadt nach und nach zu einem mondänen Kurort ausgebaut. Mit luxuriösen Hotels, einem Kurhaus mit Spielbank und internationalen Pferderennen wurde die Stadt phasenweise zur heimlichen Hauptstadt Europas. Hier trafen sich der Hoch-Adel und Literaten von Weltgeltung zur Kur und zum Spielen. Die Tatsache, dass die historische Altstadt nur geringen Kriegsschäden erlitten hatte, ermöglichte es, dass Baden-Baden 2021 durch die UNESCO in die Gruppe der bedeutendsten Kurstädte Europas aufgenommen wurde. Vom Augusta-Platz aus führte der Weg zum “Platz der alten Synagoge”, die in den Novemberprogromen 1938 (Reichskristall-Nacht) vollständig zerstört wurde. Ein 7-armiger Leuchter erinnert hier als Mahnmal an die Verbrechen dieser Zeit. Zum Ende des Krieges gab es im Stadtgebiet auch eine KZ-Außenstselle mit 4365 Inhaftierten. Der nächste Halt war am Faberge‘ Museum, dass dem Lebenswerk des russischen Zaren-Juweliers Carl Faberge‘ gewidmet ist. Unter den 1500 Exponaten des Hauses befinden sich berühmte kaiserliche Ostereier der Zarenfamilie, Schmuckstücke und qualitätsvolle Gegenstände des täglichen Bedarfs. Weiter ging es zu der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Ölberggruppe, einem Skulpturen-Ensemble bei der altrussischen Kirche. Es zeigt Jesus vor seiner Kreuzigung betend im Garten Gethsemane mit Petrus, Jakobus und Johannes. Danach beeindruckten beiden Thermalbäder mit ihren Kuppel-Bauten die Wandernden, die Caracalla-Therme und das Friedrichsbad mit seinem klassizistischen Bau aus dem 19. Jahrhundert. Ein eindrucksvolles Zeugnis römischer Bäder-Kultur, ein Soldatenbad, befindet sich direkt unter dem Friedrichsbad. Gleich anschließend konnte man sich an der “Fettquelle” davon überzeugen, dass das Wasser tatsächlich mit bis zu 63C° aus dem Felsen quillt. Die im Jahr 987 erstmals erwähnte, mehrfach umgebaute Stiftskirche, war das nächste Ziel. Die Grablege der badischen Markgrafen vereinigt die Baustile der Romanik, Gotik und Barock. Im Anschluss konnte man vom “Balkon” am Neuen Schloss einen schönen Blick auf die Stadt und das Umland genießen. Das Schloss selbst liegt brach und zerfällt, weil sich Eigentümer und Stadt/Land nicht über eine denkmalgerechte Weiternutzung einigen können. Der Weg führte dann wieder bergab in die Stadt, vorbei am Rathaus, das in den Gebäuden eines ehemaligen Jesuitenordens und dem Hotel Darmstädter Hof untergebracht ist. Interessant ist der 1991 wieder entdeckte Höhlensee, der sich unter dem Rathaus in einem aufgelassenen Steinbruch für Mühlsteine befindet. Danach ging es durch die Lange Straße, über die Oos, in die Kaiserallee und den Michaelsberg hinauf zur rumänisch-orthodoxen Stourdza- Kapelle. Sie wurde im 19. Jahrhundert für die Familie des moldawischen Fürsten Stuordza vom Münchner Baumeister Leo von Klenzes als Grabkapelle gebaut. Auf dem Weg bergab zu den Kuranlagen boten sich herrliche Ausblicke auf die Altstadt, das Schloss, den Battertfelsen und den Merkur-Berg. Vorbei an der Trinkhalle mit ihren 14 großflächigen Bildern, die die Sagen des umliegenden Schwarzwaldes illustrieren, führte der Weg zu den Prachtbauten der Stadt. Hier liegen das Kurhaus, das Casino, das Theater (im Stil der Pariser Oper) und die Museen Baden-Badens nebeneinander. Von hier führte der Rundgang zu “Brenners Parkhotel”, einem Prachtbau der 1834 unter dem Namen “Stefanienbad” gebaut wurde. 1872 wurde das Haus von dem Pforzheimer Kleiderfabrikanten Alois Brenner gekauft und wird seither von der Familie mit wechselndem Erfolg betrieben. Als letztes Objekt wurde dann die in der Nähe liegende neugotische evangelische Stadtkirche vorgestellt. 1832 wurde mit den Plänen und Sammlungen für eine eigene evangelische Kirche begonnen, die Einweihung erfolgte dann 1864. Bis dahin wurde die Stiftskirche als Simultankirche von beiden Konfessionen genutzt. Nach einer wohlverdienten Einkehr in einer der örtlichen Gaststätten trat die Vaihinger Gruppe gegen Abend die Heimfahrt an. Bis Karlsruhe ging alles gut, dann mussten die müden Wanderer fast eine Stunde auf den Zug nach Stuttgart warten, weil Personen auf den Gleisen den Verkehr blockierten.
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