Vaihingen Bürger-Treff

Gebäude - Hinweise aus dem Stadtarchiv

Das Gebäude Grabenstraße 20 hat zwei Gesichter. Das eine schaut heute mit behäbiger Fassade in die Grabenstraße und lädt die Besucher in den Bürger-Treff ein. 

Wem der Treppenaufstieg nicht möglich oder zu mühselig ist, kann den angebauten Außenaufzug benützen, der ihn direkt ins Zentrum des Hauses mit den Büro- und Veranstaltungsräumen führt.

Gebäude Grabenstraße alt

Zwischen diesen beiden Bildern liegen einige Jahre, viel Schweiß,
nicht wenig Geld und vor allem der Mut und das riesige Engagement
der Gründungsmitglieder des Bürger-Treff Vaihingen an der Enz

Früher gab es dieses Gesicht nicht. Das Haus stieß mit der Rückseite direkt an die Stadtmauer, deren Wehrgang etwa auf  Höhe der heutigen Loggia verlief; davor lag der Stadtgraben, dem die Grabenstraße ihren Namen verdankt.  Das andere Gesicht des altehrwürdigen Gebäudes wendet sich nach Süden und blickt  in die Keltergasse – die Schauseite. Sie ist noch im oberen Giebelbereich am kunstvollen, symmetrisch gestalteten Fachwerk und der angepassten Fensterreihung abzulesen. 

Unten in der Gasse nimmt man auch die imposanten Abmessungen des Hauses wahr, das lange Zeit als Kelter diente. In früheren Jahrhunderten drängten sich entlang der nördlichen Stadtmauer einige mächtige Gebäude mit zugehörigen Höfen.

So schließt sich westlich vom Bürger-Treff noch heute der ehemalige Hof der Geistlichen Verwaltung an, die ihren Sitz in der heutigen Grabenstraße 18 hatte. 

Östlich befand sich ein weiterer Hof, der bis zum ehemaligen Amts- und Bindhaus reichte (heute Scheune, Grabenstraße 22), und nachdem man den so genannten Bürgerturm abgebrochen hatte, zu einer Art Rampe aufgefüllt wurde, die heute vor allem Parkplätze bietet. 

Im Erdgeschoss des Hauses befand sich die vordere Kelter, die heute das Vereinslokal des Männergesangvereins Vaihingen (MGV) beherbergt; der mächtige Keller unter der Kelter wurde 1618 von Landbaumeister Heinrich Schickhardt geplant. 

Nach dem großen Stadtbrand von 1693 erscheint eine Frau von Gemmingen als Eigentümerin des Anwesens Grabenstraße 20. Von 1812 bis 1842 war hier das Vaihinger Dekanat untergebracht. 

1832 erwarb die Stadt Vaihingen die unter dem Dekanat befindliche Kelter und die Keltereinrichtung, die sie auch weiterhin behielt, als der Rest des Anwesens 1842 an Johannes Fliehmann verkauft wurde. Fliehmann eröffnete hier die Waldhornwirtschaft. 

Über verschiedene Besitzer kam das Gebäude  1902 an Steinhauermeister Karl Ezel, der das gleichnamige Bauunternehmen in Vaihingen begründete. 

Von 1904 bis 1919 war die Oberamtssparkasse Vaihingen/Enz im Gebäude Grabenstraße 20 untergebracht.  

Stadtarchiv Vaihingen an der Enz
Lothar Behr