Erstmals wurde eine Mitgliederversammlung des Vaihinger Bürger-Treffs in der Peterskirche durchgeführt. Rechts stehend Vorsitzender Klaus-Peter Hilgers.

Doppelehrung und zaghafte Lebenszeichen

Mitgliederversammlung des Vaihinger Bürger-Treffs in der Peterskirche. Vereinsleben läuft langsam wieder an. Durchschnittsalter von 76 Jahren.

Eine Doppelehrung prägte die Hauptversammlung des Vaihinger Bürger-Treffs in der Peterskirche. Der langjährige Vorsitzende Lothar Knapp wurde am Freitag (17. September 2021) zum Ehrenvorsitzenden ernannt und erhielt zudem die Landesehrennadel. Die Mitglieder applaudierten dafür stehend.

Die Corona-Zeit habe sich stark auf das Geschehen beim Bürger-Treff ausgewirkt, bilanzierte Vorsitzender Klaus-Peter Hilgers nach der Totenehrung. Der Gruppenbetrieb, der Mitte 2020 zaghaft wieder angelaufen war, sei nach dem zweiten Lockdown ab November vollständig zum Erliegen gekommen. Per Zoom-Konferenzen habe man Angebote unterbreitet und auch die Ausschusssitzungen durchgeführt. Im „Hintergrund“ sei die Homepage neu konzipiert worden (jetzt auch handytauglich), man habe relevante Daten über eine Magentacloud gesichert, Aufgaben neu verteilt und mögliche neue Angebote geprüft. Erfreulich sei ein 3000-Euro-Zuschuss der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen für die Modernisierung Rechner im PC-Schulungsraum (die VKZ hat berichtet).

Inzwischen gibt es laut Hilgers, der 2020 den Vorsitz übernommen hatte, wieder erste „zaghafte Lebenszeichen“ in den Vereinsräumen in der Grabenstraße und vor allem bei Outdoor-Aktivitäten. Verschiedene Gruppen seien wieder aktiv. „In normalen Zeiten sind es 70 Angebote im Monat, derzeit aber erst 30“, so der Vorsitzende, der unter anderem auch den Vandalismus in der Grabenstraße ansprach. Briefkästen und Schaukasten seien wiederholt zerstört worden. Klaus-Peter Hilgers warb in der Versammlung nachdrücklich für Mitarbeit in den Gruppen und im Vorstand: „Neue Ideen sind immer willkommen. Auch im Hinblick auf das 25-jährige Bestehen im Jahr 2023.“ Und die Altersstruktur des BT (Durchschnitt 76 Jahre) könne eine Verjüngung gut vertragen. Von den knapp 900 Mitgliedern seien 366 zwischen 70 und 80 Jahre alt. 29 Mitglieder starben 2020.

Peter Winterfeldt, der erste Stellvertreter des Vorsitzenden, ging auf die Veränderungen in den Gruppen ein (neu sind aktive Meditation und ein Gemeinschaftsbildungsprozess). Angedacht sei unter anderem ein Angebot unter dem Titel „Radeln ohne Alter“ für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. „Es ist schön, dass sich der Bürger-Treff wieder belebt“, resümierte Inge Schumacher, zweite Stellvertreterin des Vorsitzenden, die allerdings für 2022 ihren Rückzug ankündigte. Kassiererin Gisela Baum konnte für 2020 einen Überschuss von rund 2000 Euro melden. Für ihre „exakte und sehr übersichtliche Kassenführung“ erhielt sich das uneingeschränkte Lob der Kassenprüferinnen Margit Götz und Rita Setzer. Die einstimmige Entlastung des Vorstandes war letztlich eine Formsache. Für den Haushalt 2021 ist ein Minderertrag von 5270 Euro eingeplant (zwei Enthaltungen).

Zum neuen Kassierer des Vereins wurde Reinhard Bolter gewählt. Der ehemalige Gymnasiallehrer leitet bereits die Astronomie-Gruppe. Clothilde Matthias rückte für Ursula Stöhr in den Ausschuss des Vereins nach. Die Sonderschullehrerin in Ruhestand übernimmt die Mitgliederverwaltung. Margit Götz und Rita Setzer werden weiterhin die Kasse prüfen. Mit Blumen und Gutscheinen wurden Gisela Baum (ab 2011 Kassiererin, zuvor drei Jahre erste Stellvertreterin des Vorsitzenden), Ursula Stöhr (seit 2015 Mitgliederverwaltung) und Inge Stanger (ab 2013 Beisitzerin und zuständig für die Homepage) verabschiedet. Für die Homepage zeichnet künftig Artur Weinhardt verantwortlich. 

Die vorgeschlagenen Satzungsänderungen betrafen formelle Dinge. So ist es künftig möglich, in Ausnahmefällen auch eine virtuelle Mitgliederversammlung durchzuführen. Die Definition Vorstand wird an die Aussage des Bürgerlichen Gesetzbuches angelehnt. Nicht geändert wurde nach Einwendungen aus den Reihen der 35 anwesenden Mitglieder die Art der Bekanntmachung einer Mitgliederversammlung (weiterhin Amtsblatt).

„Den Bürger-Treff mit Herzblut geführt“

Landesehrennadel für Lothar Knapp. Zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Lothar Knapp, Klaus-Peter Hilgers

Von der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden hatte er gewusst. „Was muss ich da tun?“, war seine Antwort gewesen, als ihn der Bürger-Treff-Vorsitzende Klaus-Peter Hilgers gefragt hatte, ob er die Ehrung annehmen würde. Dass aber auch noch die Landesehrennadel folgen würde, war für Lothar Knapp dann doch eine faustdicke Überraschung. „Sie hätten sicher ein Jackett angezogen, wenn es Ihnen bekannt gewesen wäre“, meinte Oberbürgermeister Gerd Maisch, als er Knapp am Freitag in der Peterskirche die Nadel an den Pullover steckte.

Lothar Knapp, OB Gerd Maisch
Lothar Knapp, OB Gerd Maisch

Lothar Knapp (77) gehörte 1998 zu den 111 Gründungsmitgliedern des Bürger-Treffs. Der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, der in seinem Berufsleben in verschiedenen Firmen und Bereichen als Projektleiter und -manager tätig war (unter anderem im Expertenteam Flugsicherung/Eurocontrol), leitete unter anderem 15 Jahre den Bürger-Treff-Gesprächskreis und hat mit der Marionettengruppe Zeichen gesetzt. Als die Eheleute Knapp noch in Ensingen wohnten, hat Lothar Knapp dort beim TSV rund zehn Jahre eine Gymnastikgruppe geleitet. Ab 2005 war er 2. Vorsitzender des BT, dann ab 2008 zwölf Jahre lang Vorsitzender. „Sie haben den Bürger-Treff mit viel Herzblut geführt und immer darauf geachtet, dass er sich weiterentwickelt“, so Gerd Maisch, „das ist herausragendes ehrenamtliches Engagement.“ Der Vaihinger Verein sei für viele andere Gemeinden ein Vorbild gewesen.

OB Maisch, Margret und Lothar Knapp
OB Maisch, Margret und Lothar Knapp

„Ich blicke mit Freude auf interessante und schöne Jahre zurück“, hatte Lothar Knapp im vergangenen Jahr in seinem letzten Bericht als Vorsitzender geschrieben. Der Bürger-Treff sei eine einmalig gute Einrichtung für Vaihingen und Umgebung. Er wünsche sich, dass sich auch in Zukunft immer wieder Menschen finden, die ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung einbringen, damit der Bürger-Treff weiterhin eine wichtige soziale Einrichtung bleiben könne. Knapp selbst hat diese Worte für sich persönlich ernst genommen. So hat er nach seinem Rückzug vom Amt des Vorsitzenden die Leitung der Gruppe English Conversation übernommen. Und seine Frau Margret, für die OB Maisch Blumen mitgebracht hatte, leitet übergangsweise die Book-Club-Gruppe.

Bericht und Fotos: Albert Arning